42-Stunden-Woche = Zurück in die Zukunft?

Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, hat sich für eine Verlängerung der Wochenarbeitszeiten ausgesprochen. Sinnvoller als eine Rentenerhöhung und im Kampf gegen Fachkräftemangel sei eine 42-Stunden-Woche sinnvoll. Gewerkschaften lehnen den Vorstoß über längere Regelarbeitszeiten zum Glück ab.

Wir behaupten und wissen, das Qualität vor Quantität steht wenn es um die Arbeitszeit geht. Das geht nur, wenn Arbeitgeber offen für Strukturänderungen sind und ja, das geht auch bei kleinen Unternehmen. Eine flexible Arbeitswelt und produktive Menschen im Unternehmen führen zu Wettbewerbsvorteilen.

80 % aller Menschen, die Vollzeit arbeiten, beklagen Streß! Belastungserkrankungen wie Depressionen nehmen jährlich zu und jeder Fünfte hat schon einmal einen Burnout erlebt. Mit der Schnapsidee einer 42-Stunden-Woche wird man keine Verbesserungen erleben.

Die Süddeutsche Zeitung gibt 8 Gründe für die 4-Tage-Woche. Wir möchten gerne einmal diese Vorteile aus unserer Sicht beleuchten und einen Einblick in eine 32-Stunden-Woche bei einem kleinen Unternehmen (wir sind 12 Leute) geben.

1. Gesundheit

Fakt ist, wir haben seit der Einführung der 4-Tage-Woche (nun 32-Stunden-Woche) weniger Krankheitstage. Lange oder länger zu arbeiten ist nicht effizienter. Bis auf „eingeschleppte“ Krankheiten durch Kindergartenkinder haben wir kaum Krankenstand. Alle Menschen bei uns im Unternehmen fühlen sich mit der Entscheidung wohl und freuen sich über die Flexibilität und diese Freude schützt auch den Körper.

2. Kreativität

Sowohl Entwickler bei uns, als auch Marketing, der Vertrieb und das Back-Office benötigen Kreativität für einige, wenn nicht sogar alle Aufgaben. Eine entsprechend kurze Arbeitszeit und die Flexibilität sich eben Zeit zu nehmen führt zu erfolgreicheren Maßnahmen. Im Vorjahr haben wir die Webseite runderneuert, ein neues Produkt eingeführt und getestet und agiles Arbeiten funktioniert sowieso besser wenn wir kreativ zusammen arbeiten.

3. Die Mitarbeiter wollen es

Ja, diese Idee entstand aus dem Team heraus. Mit fast allen Menschen im Unternehmen mit Nachwuchs, braucht die Familie einen entsprechenden Raum und Zeit. Wir halten es wie Frithjof Bergmann und setzen uns für stärkende Arbeit ein und die kürzere Arbeitszeit erlaubt diese Zeit dann auch effizient zu begehen. Es gibt für Niemanden bei uns ein Zurück zur 40-Stunden-Woche im Unternehmen!

4. Bessere Organisation

Tatsächlich haben wir hier einige Meetings streichen müssen. Hier und heute tut es ein Pflicht-Termin am Wochenanfang als Check-In: Themen sind dann 1. Wie geht es dir?, 2. Wie war die Woche/das Wochenende, 3. Aktuelles, 4. KanBan. Monatliche Retrospektiven helfen uns dann in den Rückspiegel zu blicken und uns stetig zu verbessern. Für wichtige und Kernaufgaben bleibt also mehr Zeit.

5. Größere Produktivität

Die Zeit, die uns zur Verfügung steht wird effizient genutzt und wir sind nicht weniger erfolgreich als mit dem 40-Stunden-Modell. Mit einem Service-Telefon haben wir sogar Umstände, die eine solche Zeitplanung erschweren. Bei uns funktioniert sogar mit Absprachen untereinander im Service-Team.

6. Vorteile gerade auch für Frauen

Wir hatten für einige Zeit sogar mehr Frauen als Männer im Unternehmen. Egal welcher Mensch im Unternehmen für die Kinder einspringen muss oder Termine für die Familie wahrnimmt hat die Zeit und Möglichkeit genau dazu. Ein (Wieder-)Einstieg nach der Elternzeit war nie ein Problem.

7. Zufriedenheit

Nein, es ist nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen. Es wird gearbeitet und es fliegen auch manchmal die Fetzen. Wir sind aber alle zufriedener und gestärkter. Besonders merken wir immer wieder wenn ein neues Projekt ansteht, wie alle Beteiligten dafür brennen. Ich kann mich an keine Retrospektive erinnern in der wir nicht die Zusammenarbeit, Offenheit und Vertrautheit zueinander loben konnten.

8. Das Gesamtbild

Wir haben vor allem uns selbst bewiesen, dass eine 4-Tage-Woche funktioniert. Da wir uns immer weiter verbessern möchten ist diese nun zu einer 32-Stunden-Woche mutiert. Es geht! Vor allem auch bei einem kleinen Unternehmen.

Die zeitliche Komponente ist nur eine Stellschraube für moderne Arbeitswelten. Mehr von uns gibt es dann bald!